Bayern München befindet sich in der grössten Krise seit
Jahren und schon beginnt der FC Hollywood wieder zu leben. Während die mit dem Saisonziel
"Triple" gestarteten Bayern im DFB-Pokal bereits in der zweiten Runde am
Oberligisten 1.FC Magdeburg gescheitert sind und in der Bundesliga nur aufgrund der
Schwäche der restlichen Mannschaften noch einen der vorderen Plätze belegen droht nun
auch in der Champions League das Aus.
Das 0:3 in der "Königsklasse" bei Olympique Lyon
verdeutlichte das derzeitige Erscheinungsbild der Bayern, das auch schon bei den
Niederlagen gegen die Underdogs aus Unterhaching und Rostock nicht zu übersehen war. Jens
Jeremies würde es als "jämmerlich" bezeichnen. "Jämmerlich", das
waren auch seine Fehler in Rostock oder Lyon. Dabei war er vor einigen Wochen noch als
Klasse-Libero und würdiger Nachfolger von Lothar Matthäus gefeiert worden (nachdem
Patrik Andersson und Ciriaco Sforza auf dieser Position versagt hatten). Immerhin hat er
sich vom "Eigentore schiessen" aufs "Vorlagen für gegnerische Stürmer
geben" verlegt, einen Scorer-Punkt in der Anti-Bayern-Torjägerliste gibts so oder
so.
Und dann war da noch der Kaiser, der Mann dessen Sohn jünger
ist als sein Enkel, Franz Beckenbauer. Nach dem Spiel in Lyon polterte er in gewohnter
Manier gegen seine Stars los, natürlich vor laufenden Kameras. Er verhöhnte und
erniedrigte seine Spieler, Aussagen wie "Das ist eine andere Sportart,
die wir spielen. Das ist nicht Fußball. Das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft,
Altherrenfußball" und "Wenn Ihr so weiter spielt, werden die ganzen Trophäen
sicherlich nicht nach München gehen" waren noch harmlos. Die Mannschaft hörte sich
das kaiserliche Donnerwetter wortlos und mit gesenkten Köpfen an. Uli Hoeness und Kalle
Rummenigge verliessen nach der Ansprache ungewohnt rasch den Präsidiums-Tisch und
verkrochen sich wie kleine Kinder auf ihren Zimmern.
Am nächsten Tag gabs dann mal wieder eine echte
FC-Hollywood-Pressekonferenz. Stefan Effenberg, allseits bekannter
"Stinkefinger" und "Freund der Sonne" hatte scheinbar plötzlich
bemerkt das ihm der Ton seines Präsidenten missfiel, und liess dies natürlich gleich die
versammelte Presseschar wissen: "Solche
Dinge kann man auch intern regeln, das muss ich klar sagen. Einige Sätze hätte man
intern ansprechen können, aber das hat er nicht gemacht." Effenberg schloss auch
eine heftige Konfrontation mit Beckenbauer nicht aus: "Wenn man so in eine Ecke
reingetrieben wird, werde ich persönlich unangenehm. Wenn das über einen längeren
Zeitraum so geht, werde ich Reaktion zeigen." Dicke Luft in Hollywood, ääh
München...
Uli Hoeness brauchte noch einen Tag länger, dann hatte
auch er was zu den Vorkomnissen zu sagen, obwohl er laut eigener Aussage eigentlich
garnichts dazu sagt: "Ich werde mich nach außen
bedeckt halten und nach innen Gespräche führen. Unruhe bringen ja die anderen rein. Da
muss man nicht auch in dieses Horn blasen." Eine indirekte Kritik in Richtung
Übervater Beckenbauer. Der nimmt jedoch nichts von seiner Kritik zurück. "Ich
glaube, jeder hat sich nach klaren Worten gesehnt", erklärte der "Kaiser"
in der "Bild"-Zeitung. "Ich
nehme nichts zurück! .... Es war meine Unterstrützung für den Trainer. .... In so einer
Situation, in der wir im Moment stecken, kann einer allein nichts ausrichten. .... Es ist
doch zuletzt zu viel schön geredet worden."
Auch wenn die Verantwortlichen des FC Bayern es nicht
wahrhaben wollen, der FC Hollywood lebt, vielleicht mehr als je zuvor. Und die
Fussballabteilung des FC Bayern ist zur Zeit maximal Mittelmass. Die Hollywood-Abteilung
dafür Weltklasse.
Fortsetzung folgt bestimmt...
Schlusswort von Uli Hoeness: "Ich bin ziemlich sicher,
dass wir alle unsere Ziele erreichen." Wir werden darauf zurückkommen, auch wenn das
Saisonziel eigentlich schon seit dem Aus im DFB-Pokal vor 4 Monaten nicht mehr erreichbar
ist...
(von unserem Hollywood Reporter TeddySheringham, veröffentlicht am
09.März 2001)
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