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HFFB's Bundesliga-Saisonrückblick 2000/2001

Kleiner Rückblick: Es war Ende Mai 2000 und der Fussballmeister schimpfte sich FC Bayern München. Schimpfte? Ja schimpfte! Denn es gab da eine Mannschaft, die hatte zwei Niederlagen weniger als die Bazis auf dem Konto, spielte den mit Abstand attraktiveren Fussball und hatte am vorletzten Spieltag drei Punkte Vorsprung auf die Münchener. Dann gab es das allerorts bekannte Spiel in Unterhaching und die bis dahin teilweise wie berauscht spielenden Leverkusener (z.B. 9:1 in Ulm) bekamen das Flattern und verloren 0:2. Die Tordifferenz entschied die Meisterschaft zu Gunsten der Bayern und als neutraler Beobachter dachte man, das darf nicht wahr sein, schon wieder schmarotzen die Bazis, werden vom Vorstadtverein zum Meister gemacht. Bei genauerer Betrachtung war es in der Tat so, dass sich Unterhaching bereits zwei Spieltage zuvor gerettet hatte und seltsamerweise am vorletzten Spieltag einige Stammspieler geschont hatte... Wie auch immer, der Titel ging an den FCB und mein erster Satz nach dem Schlußpfiff war im ersten Ärger "Dafür steigt ihr nächstes Jahr ab!"

Zurück in die Zukunft bzw. Gegenwart: Mai 2001, es gab in der abgelaufenen Saison eine Mannschaft, die noch in der Vorsaison im dunklen Mittelfeld der Tabelle zu finden war, die keiner auch nur annähernd auf der Meisterschaftsrechnung 2001 hatte, die die Redaktion der Rheinzeitung im alljährlichen Vor-Saison-Tipp als einen von drei Absteigern voraussagte, die vor der Saison im Grunde nur zwei Schlagzeilen machte: Bei den Wettbüros wurde der wackeligste Trainerstuhl gehandelt und natürlich der spektakuläre Wechsel von Andi Möller.

Nun gut, diese Mannschaft erwischte einen sehr guten Saisonstart und war nach wenigen Spieltagen sogar Tabellenführer, was aber noch keine große Beachtung fand - zu oft war es in den vergangenen Jahren der Fall, dass ein späterer Absteiger am Anfang ganz vorne dabei war (Frankfurt, Gladbach...). Angesichts der ebenfalls bescheidenen Vorsaison des BVB wurde dann das 4:0 von Schalke in Dortmund zwar auf Grund der Höhe verblüfft zur Kenntnis genommen aber von einem Meisterschaftsanwärter sprach damals noch keiner. Aber die Saison nahm ihren lauf und auch als der FC Bayern im Parkstadion gastierte, stand der FC Schalke 04 noch auf einem der vorderen Plätze. Der S04 siegte verdient mit 3:2, konnte einen zweimaligen Rückstand noch aufholen. Die Vorrunde neigte sich dem Ende zu und Schalke wurde Herbstmeister.

Was geschah inzwischen beim FC Bayern? Man braucht es nicht mehr ausführlich beschreiben - Stichwort Daum und "Hoeness" (letzteres in der Interpretation von Ingo Appelt ;-)). Und sonst? Ach ja der VfB Stuttgart feierte seinen dritten Sieg in Folge gegen Bayern und sorgte für die erste Saisonniederlage des hohen Meisterschaftsfavoriten. Weitere Niederlagen gegen Rostock, Cottbus, Frankfurt und eben Schalke folgten. Und natürlich typische Bayern-Punktgewinne durch zweifelhafte Entscheidungen, um nicht zu sagen Fehlentscheidungen wie in Köln, Freiburg oder Kaiserslautern. Ich höre sie schon aufschreien, die FCB-Sympathisanten "Das gleicht sich alles aus blabla". Ja, auch in Spielen der Schalker gab es Fehlentscheidungen - in Kaiserslautern, Köln... bloss zu Gunsten der Gegner!

Die Rückrunde begann (abgesehen von den ersten beiden Heimspielen) für Schalke wie die Seuche: Niederlagen in Cottbus und Bremen, gegen den HSV - dazu eine Torpause von vier Spielen, die normal gar nicht gewesen wäre, denn gegen den HSV wurde ein glasklarer Treffer erzielt, dem eine Flanke von der Torauslinie vorausging. Doch wie konnte es anders sein - abgepfiffen...

Inzwischen rückte die gesamte Ligaspitze eng wie nie zusammen, mit Bayern, Schalke, Dortmund, Leverkusen, Hertha und Kaiserslautern gab es plötzlich ein halbes Dutzend Mannschaften, die nur ein Katzensprung von der Tabellenspitze trennte. Bayern übte schonmal fürs Saisonfinale im Spiel gegen Bochum, das im Olympiastadion ein gleichwertiger Gegner war und machte durch Mr.Arroganz himself Effenberg in der 90. Minute das 3:2. Es sollte nicht der einzige Bayerndusel-Last-Minute- Treffer bleiben. In Unterhaching verlor der FCB mit 0:1 - zum Glück rettete das die Hachinger auch nicht vor der 2.Liga. Dann war es wieder der 1.FC Köln, der überlegen in München spielte, aber... 1:1. Was folgte war ein weiterer Meilenstein in der neverending Story "Olli Kahn und der Hang zum Wahnsinn": In Rostock kurz vor Schluß 2:3 hinten boxte Kahn den Ball ins gegnerische Tor - fast schon ein Wunder, dass es nicht gegeben wurde ;-)... überrascht hätte es mich jedenfalls genauso wenig wie die bayerntypischen Reaktionen nach dem Spiel. Unglaublich, die Bayernzielscheibe der letzten Jahre, Hansa Rostock gewinnt beide Spiele gegen den FCB! Bayern gewann dafür (ganz im Gegensatz zur Vorsaison) beide Derbies gegen 1860 München. Nun, so ging das bis zum 26. Spieltag - sechs Teams waren zeitweise nur nur Punkte auseinander an der Tabellenspitze, Schalke durch die Seuchenphase durchgereicht bis Platz 6 und das Programm der nächsten Wochen las sich wie ein "Who is who" an der Ligaspitze: In Leverkusen, gegen Lautern, bei den Bayern und gegen Hertha war das Programm der nächsten Wochen. Nicht wenige haben damit gerechnet, dass selbst der Uefa-Cup-Platz für den FC Schalke 04 ein schweres Unterfangen würde...

Doch der 27 Spieltag sollte ein Ruhrpott-Spieltag werden: Werder Bremen gewann 3:2 bei den Bayern, Dortmund läutete beim 1.FC Kaiserslautern mit dem 4:1-Sieg dessen Schießbudenwochen ein und Schalke gewann 3:0 bei "Angstgegner" Leverkusen. Am 28. Spieltag gab es dann für Schalke ein 5:1 gegen Lautern, während Mitkonkurrent Hertha BSC in Bremen verlor und in Dortmund das Skandalspiel der Saison zwischen dem BVB und dem FC Bayern über die Bühne ging. Man zählte besser die Spieler ohne farbige Karte, dann war man schneller durch. Und es kam, wie es kommen musste: Obwohl die Karten ALLE berechtigt oder zumindest vertretbar waren und obwohl die Bayern durchaus noch die eine oder andere dunkle Karte hätten bekommen können und obwohl der BVB zwei reguläre Tore (über das eine kann man streiten, das zweite war indes EINDEUTIG regulär) nicht gewertet bekam und der FC Treter... Verzeihung FC Bauern... immer diese Tippfehler ;-)... na der eben einen überaus unverdienten Punkt mitnahm, gab es anschließend (wie konnte es auch anders sein) Uli "Hoeness" (Definition Ingo Appelt) wie er leibt und lebt - Stichwort "Zirkus" und Stichwort "noch nie soviele Fehlentscheidungen gesehen...". Ein unglaubliches Spiel eben - das wenn man es so sehen mag die Meisterschaft entschieden hat - statt dem noch mit Bayernbrille ausgestatteten Strampe zu danken... naja, so sind sie halt... .

29. Spieltag - das Gipfeltreffen! Und wieder siegt der FC Schalke 04 - und wieder mit 3 Toren gegen die Bayern (wann gab es zuletzt zwei Niederlagen der Bayern in Folge gegen den gleichen Verein mit je drei Gegentoren?) - Tabellenführung!

30. Spieltag - wieder trifft Schalke auf einen der "grossen 6", Hertha führte (ebenso wie Bayern am Spieltag zuvor) früh mit 1:0, aber der S04 drehte auch hier das Spiel. Bayern nahm hingegen seine gegen Bochum begonnene Übung "Last-Minute-Tor" wieder auf, diesmal allerdings war es das 2:0 in Frankfurt, kein entscheidender Treffer also und auch vom Resultat her ok .

Am 31. Spieltag langte den Bayern ein 1:0-Minimalsieg gegen Freiburg um punktmäßig aufzuschließen zu Schalke, denn der Schiri beim Spiel vom S04 in Bochum hatte nicht die Güte, einen eindeutigen Elfmeter an Asamoah zu pfeifen (die wievielte Benachteiligung der Schalker war das eigentlich... laut einer Studie der "Welt" waren es bis zum 28. Spieltag bereits fünf Punkte, die Schalke - wie auch Dortmund übrigens - durch eindeutige Fehlentscheidungen zu wenig hatte, Bayern hingegen laut der Studie zwei Punkte zu viel - halte ich für noch sehr geschmeichelt!).

Dann am 32. Spieltag war es mal wieder soweit: In Leverkusen war die Heimmannschaft eindeutig spielbestimmend und hatte mehr Chancen, aber die Duselbayern waren endgültig reinkaniert - das Tor fiel in der 88. Minute und stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Aber zum ersten mal seit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in der Hinrunde (der Siegtreffer zum 2:1 in der 90. Minute) hatte auch Schalke mal ausnahmsweise das Glück auf seiner Seite: Gegen Wolfsburg führte man nach anfänglichen Schwierigkeiten dann doch 2:0, in der 89. Minute markierte Wolfsburg den Anschlusstreffer und hatte in der Nachspielzeit noch einen Pfostentreffer.

Nach dem 33. Spieltag hatte ich nach anfänglichem Schock eigentlich nur 2 Gedanken: 1.Der Käse ist gegessen und 2.So eine Verkettung unglücklicher Umstände ist nicht zu toppen. Weit gefehlt... . Kaiserslautern ging überraschend, auf Grund der ersten Halbzeit aber nicht unverdient 1:0 in München in Führung, dann der Ausgleich Mitte der 2. Hälfte und so stand es 1:1 in München und 0:0 in Stuttgart gegen Schalke bis zur 90. Minute. Wären das die Endstände gewesen, dann wäre Gedanke 1 wohl auch aufgekommen, nur andersrum... . Aber in der 90. Minute sind noch 2 Tore gefallen: Eines durch einen Sonntagsschuss von Zickler, eines durch einen Sonntagsschuss von Balakov... Um es ganz klar zu sagen: Beide Ergebnisse gingen vom Spielverlauf in Ordnung - aber konnte es nicht die 70. oder 80. oder... Minute sein???? Nein, es musste die Bayernduselminute sein! "Es gleicht sich alles aus...blabla", genau! Ein Spieltag war ja noch, wo sich wirklich alles hätte ausgleichen können und fast hätte es das ja auch...

Gedanke 2 von oben erwies sich als Trugschluss - am letzten Spieltag hatte Bayern 3 Punkte Vorsprung, aber die schlechtere Tordifferenz. Schalke spielte gegen Unterhaching.... Unterhaching? Da war doch was... - was, das zeigte sich schon nach wenigen Minuten, als Haching 1:0 in Gelsenkirchen führte, sogar auf 2:0 erhöhte - mit dem kleinen aber feinen Unterschied zur Vorsaison, dass es für Haching noch um den Klassenerhalt ging, der nur noch durch einen Sieg hätte verhindert werden können und dem Unterschied, dass es Schalke war und nicht Leverkusen... . Vor der Pause glich Schalke auf 2:2 aus... um nach der Pause wieder in Rückstand zu geraten. Aber die Knappen drehten das Spiel noch um, siegten schließlich 5:3. Was machte Bayern beim HSV? Das Spiel plätscherte vor sich hin, Bayern tat nicht mehr als nötig, der HSV hingegen (für den es um nichts mehr ging, das Abstiegsgespenst wurde einige Spieltage zuvor endgültig verjagt) spielte ersatzgeschwächt für seine Verhältnisse ganz ordentlich mit. Man wußte ja auch, dass die ganze Nation hinter den Hamburgern stand (Bayernfans mal ausgenommen, selbst in Dortmund war man geteilter Meinung...) und auf ausgleichende Gerechtigkeit wartete. Dann ein Tor für Bayern - Abseits - Milimeterentscheidung - "Ist es denn möglich, Bayern macht ein abseitsVERDÄCHTIGES Tor und bekommt den Treffer im Gegensatz zu sonst NICHT anerkannt - und das von Bayernfreund Dr.Merk ???? Sollte es doch noch Gerechtigkeit geben???"... Und dann die Minuten, die Millionen Fussballfans in ganz Deutschland (Bayernfans... s.o.) in ein extremes Wechselbad der Gefühle stürzte: Als hätte er es mitbekommen, dass Ebbe Sand auf Schalke getroffen hat und damit alleiniger Torschützenkönig geworden wäre - Barbarez markiert das 1:0 für den HSV in der 90. Minute - in der 90.??? In der Bayernduselminute??? Das kann doch nicht sein??? Zwei Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt, Hoffen und Bangen... und es kam, wie es kommen musste: Wenn der Gegner in der heiligen Bayernminute trifft und der Schiri Bayernfreund ist, wenn der Glaube an Gerechtigkeit im deutschen Fussball, der schon 2000 einen Knacks bekommen hat endgültig über Bord geworfen werden muss, wenn der "neutrale" frischgebackene DFB-MaViosi Gerhard den Beckenbauer knutschen will - ja, wenn das alles zusammen kommen soll, dann werden auch mal knapp 5 statt der angezeigten 2 Minuten nachgespielt, dann gibt es den (vielleicht dritten oder vierten überhaupt der laufenden Saison? Auf jeden Fall einstelligen...) Freistoß wegen Rückpass zum Torwart in der 94. Minute für den FC Dusel Arroganz München! Und dann wird die anschließende Torwartbehinderung auch nich geahndet! Dann schmarotzt der FC Bayern den Titel wie es noch niemals zuvor eine Mannschaft getan hat! Der unwürdigste Meister aller Zeiten!

Der wahre und moralische Meister 2001 heißt FC Schalke 04! Weniger Niederlagen, mehr Tore, weniger Gegentore, die bedeutend höhere Anzahl an überzeugenden Spielen über die Saison gesehen als die Bayern! Beide direkten Duelle gegen die Bayern gewonnen! Die beste Bilanz der zwischenzeitlich 6 Titelanwärter untereinander! Und die Mehrbelastung durch Europapokal zieht als Argument auch nicht, man vergleiche einmal die Kader von Schalke und Bayern...! Das Ungleichgewicht der spielentscheidenden Fehlentscheidungen ("Es gleicht sich alles aus...blabla" - genau...) kommt ebenso dazu wie natürlich der Bayerndusel - Ungerechtigkeit hat einen Namen: "Meister 2001"!

Nach dem denkwürdigen CL-Finale 1999 war mein Standpunkt: Das war der gerechte Ausgleich für so viele Siege bzw. Punkte der Bayern in den letzten Minuten - Anno 2001 müsste schon ein zweites "Barcelona99" passieren, damit dieses unverschämte Bayernglück wieder in Ansätzen ausgeglichen würde...

Kommen wir zu den erfreulichen Ergebnissen dieser trotz allem überaus spannenden und mitreissenden Saison: Wenn es überhaupt noch Fans anderer Vereine gibt (ich meine jetzt Vereine in den oberen Spielklassen, nicht diese "Mein Verein steht unten, na dann bin ich halt auch noch Bayern-Erfolgsfan"-Kreaturen), die für die Bayern Sympathien haben, dann sind es wohl welche von Bochum oder Unterhaching (wohlgemerkt nicht ALLE Fans der genannten Vereine sind gemeint!) - und diese Pseudo-"Freunde" steigen neben Eintracht Frankfurt in die 2.Liga ab :-) Und wer steigt auf? Der 1.FC Nürnberg, Borussia Mönchengladbach und der FC St.Pauli - alles gute "Freunde" der Bazis ;-)))) Herzliche Glückwünsche und welcome back!!!

(von unserem Hollywood Reporter HFFB, veröffentlicht am 22.Mai 2001)

 
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