Was für Eltern muss man
haben, um so verdorben zu sein
einen Vertrag zu unterschreiben, bei diesem Scheissverein
Textauszug
Bereits direkt nach der Veröffentlichung
des Albums und dem Bekanntwerden dieses "Skandals", das sich endlich mal jemand
öffentlich zu sagen traut, was ganz Deutschland denkt, schlug der Anti-Bayern-Hit grosse
Wellen in den Medien. Im Fernsehen wurde davon berichtet und die Zeitungsreporter
schrieben sich die Finger wund. Hier ein kleiner Auszug aus den Dezembertagen 1999:
Express vom 10.12.1999:
Die Toten Hosen und der
Scheißverein. Münchner Fans auf den Barrikaden
Wirbel um Anti-Bayern-Hit
Von ARNO GEHRING
(...) Die Anti-Bayern-Hymne der Toten Hosen (...) ,gestern lief sie
erstmals in den bayerischen Radiostationen. Und die Spieler des FC Bayern bekamen das zu
hören: "Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu
unterschreiben bei diesem Scheißverein."
Während sich empörte Fans bei der Geschäftsstelle des FC Bayern München über die
üble Beschimpfung beschwerten, meinte Bayern-Manager Uli Hoeneß lapidar: Uns interessert
nicht, was die Düsseldorfer da singen.
Andere Bundesliga-Fanclubs schon. Dort liefen die Telefone heiß. Zum Beispiel beim
Dauerverfolger aus Leverkusen. Andreas Paffrath, Fan-Beauftrager von Bayer Leverkusen: Die
Scheibe ist der absolute Renner bei unseren Fans. Sie lernen eifrig den Text. Wir werden
den Fans natürlich nicht verbieten können, ihn im Stadion zu singen. Der Titel wird die
Fankurven der Liga erobern.
Bestimmt nicht zur Freude von Bayerns Mittelfeldstar Thorsten Fink. Der ist ziemlich
angefressen, empfiehlt Campino, lieber bei Fortuna zu spielen: "Das Lied ist ein
Beleidigung. Aber jeder weiß, dass Bayern topp ist. Was Campino singt, ist uns
scheißegal. Wenn der nicht Sänger wäre, wäre er froh, beim FC Bayern zu spielen."
(...)
Rheinische Post vom 10.12.1999:
"Die Toten Hosen"
ärgern Bayern München
(...)
München (sid) Die
Bayern haben keine Chance. Irgendwann werden sie ihn alle hören. Hören müssen. Am
Freitagmorgen schon spielten die Münchner Radiostationen den provozierenden
"Bayern"-Song der "Toten Hosen" rauf und runter. Campino, Sänger der
Düsseldorfer Kult-Band, gab zudem bis zum Nachmittag auf fast allen Kanälen Interviews.
(...) Presseprecher Markus Hörwick
schließt wegen des Liedes sogar ein Spießrutenlaufen der Münchner in fremden Stadien
künftig nicht aus.
"Das könnte möglich sein. Und das
wird die Mannschaft entsprechend anstacheln. Je mehr Gehässigkeit kommt, je aggressiver
die Stimmung gegen uns sein wird, je konzentrierter werden wir zu Werke gehen. Und wenn
wir konzentriert spielen, sind wir sehr gefährlich. Es sollte sich jeder Verein
überlegen, ob er das Lied spielt", sagte Hörwick.
(...) "Ich kenne das Lied nicht. Das
muss brandneu sein", meinte Hansa-Pressesprecher Axel Schulz. Stimmt. Und dazu
höchst provokant und aggressiv. "Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu
sein, einen Vertrag zu unterschreiben, bei diesem Scheißverein", lästern die
"Toten Hosen" unter anderem in dem 4:16 Minuten langen Stück.
Für die einen sind die Punk-Rocker
ehrliche Musiker, für die anderen clevere Strategen, die für ihr neues Album
"Unsterblich" geschickt die Werbetrommel rühren. Frontman Campino, bekennender
Fan von Fortuna Düsseldorf, war gegenüber dem Münchner Lokalsender "Gong
96,3" um Aufklärung bemüht: "Wir wissen nicht, wie wir mit der Sache umgehen
sollen. Wir sind eher darüber nachdenklich, dass es Zeiten sind, in denen du mit einem
politischen Lied niemals so viel Staub aufwirbeln könntest wie mit dieser Sache. Das ist
ja fast so, als hätten wir den Islam angegriffen."
Den Islam nicht, aber die Bayern-Fans. Und
die waren mächtig empört, weil die "Toten Hosen" ihren Klub als
"Scheißverein" diffamieren. Ein Fanklub forderte die Anhänger auf, die CD's
zum nächsten Heimspiel gegen Arminia Bielefeld mitzubringen und auf die Tartanbahn zu
werfen. Kommentar Campino: "Die sollten noch weiter werfen und warten, bis Anstoß
ist und dann versuchen, mit den Platten einen Kopf der Bayern-Spieler zu treffen. Dann
hätte die Aktion für mich Sinn." Sinn oder Unsinn - das ist hier wohl eher die
Frage.
(...)
Also viel Aufregung um nichts? Immerhin
hatten sich bereits am Donnerstag sogar Trainer Ottmar Hitzfeld ("Da stehen wir
drüber") und einige Spieler über den Text geäußert. Am Freitag wurde das Thema
zwar erneut angesprochen, aber auch schnell wieder abgewürgt. Rechtliche Schritte wollen
die Bayern nicht einleiten. Und die singenden Provokateure wollen es trotz des Ärgers
wagen, 2000 in München ein Konzert zu geben. Campino: "Wir freuen uns schon auf das
Pfeifkonzert."
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Soviel dazu, doch es kam noch besser: Am 11.
April veröffentlichten die Toten Hosen das "Bayern"-Lied als neue Single. Zu
diesem Thema wurde ein Aufruf auf der Startseite von antibayern.de abgedruckt:
"Es ist soweit: Die Toten Hosen haben
Ihr Meisterwerk "Bayern" als Single-CD veröffentlicht.
Um dieses Meisterwerk der Kunst auf seinen vorgesehenen Platz zu bringen, nämlich Platz 1
der Charts, bitte ich Euch: Kauft die CD, um den Bayern zu zeigen, was Ihr von Ihnen
haltet!!! Mehr Informationen und das "Making Of" des Videos gibts hier." (11.04.
2000)
"Wir würden nie
zum FC Bayern München gehen..."
Zusätzlich wurden noch zwei
T-Shirts zu dem Lied gedruckt, die ebenfalls reissenden Absatz fanden. Auf dem einen Shirt
(blau) steht vorne "Ich hab nichts gegen München..." und auf der Rückseite
sind chronologisch alle Bayernniederlagen seit 1965 mit mindestens 4 Toren aufgelistet.
Das zweite Shirt (rot) hat vorne den Spruch "Nie im Leben würde ich zu Bayern
gehen" und auf der Rückseite ist das Hosen-Logo und der Bandname gross abgedruckt.
Nach einer Woche war das Lied
schon von Null auf Platz 12 in die deutschen Charts eingestiegen. Zu Platz 1 wird es wohl
wegen den verschiedenen CDs der Fernsehsendung "BigBrother" nicht reichen, aber
wir werden sehen wie es weitergeht. Dazu nochmal ein Auszug von antibayern.de:
"AN ALLE: Die Single
"Bayern" der Toten Hosen aus Düsseldorf ist in dieser Woche in den Charts von
Null auf 12 eingestiegen. Vielen Dank an alle, die sich die CD gekauft haben. An alle, die
das Meisterwerk noch nicht ihr eigen nennen: Kauft Euch bitte die CD, es lohnt sich. Auf
der CD ist die bisher unveröffentlichte "Tipp-Kick-Version" des Songs
enthalten.
Auf das die Bayern bald wissen, was Fussballdeutschland von Ihnen hält, wenn die
Single den Platz einnimmt, den Bayern in dieser Saison nur noch von unten sehen wird: den
Platz an der Sonne, die Nummer 1." (23.04.2000)
In den darauffolgenden Wochen
gab es ein Auf und Ab des Songs in den deutschen Charts, zweimal wurde die Woche sogar mit
einer Plazierung in den Top Ten abgeschlossen (Platz 8 und 9). Die Konzerte in dieser Zeit
wurden zu wahren Anti-Bayern Events. (29.05.2000)
Diese Ereignisse machten die Hosen zu würdigen
Mitgliedern der Ruhmeshalle von antibayern.de
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